Auszug aus dem Band I „Über
die väterlichen Götter“
(„Peri Patroon Theon“„) der
Trilogie : „Für die Krankheit
der Griechen“ erschienen 1993 auf griechisch in
Athen
Die Griechen waren eines der
wenigen Völker in der Menschheitsgeschichte, das
keine Last oder gar Zertrümmerung über die Natur des
Menschen in sich trug, ein Volk das das Leben
verehrte/liebte, das den Tod nicht als... Befreiung
von den...“ordinären“ irdischen (Anmer.:materiellen)
Dingen ansah, das jegilche Art der
Selbsterniedrigung/Demütigung als absolut
undenkbar ansah und das im wahren und authentischen
Sinn des Wortes „politisch“ war. Dieses besondere
Wort verkündete die enge Bindung des Griechen mit
den Geschehenissen innerhalb des
psychogeographischen „Ortes und Zeit“, in dem
er geboren wurde und dessen natürlicher und
unzertrennlicher Teil er war.
Die
Griechen selbst gaben ihm den Namen („Polis“), der
sehr bald den qualitativ/spezifizierenden
Unterschied bildete zwischen ihnen und den
„Barbaren“, wie auch die etymologische Wurzel dessen
was später „Politismos“
(griech.:Kultur/Zivilisation) genannt wurde. Als
natürliche Folge all dessen hatten die Griechen
gelernt nur das anzunehmen, was sich ihnen
intellektuell öffnete ohne dass von ihnen vorher
verlangt wurde auf die Erde zu kriechen oder das zu
verachten, was sie –unabhängig ob positiv oder
negativ - natürlicherweise waren. Keine ihrer
unzähligen „ethnischen“ Gottheiten, oder um es
anders zu defininieren : Äusserungen der
allumfassenden göttlichen Substanz innerhalb
ihres bekannten psychogeographischen Ortes, war also
für die Griechen absolut oder anarchisch, war doch
der Begriff des Absolutismus jeglicher Art an sich
durch und durch barbarisch und niemand „existierend“
hatte folglich das Recht „vor allen anderen
existiert zu haben“.
Im
Gegensatz zum strengen/zornigen Gott der
Bibel, der angeblich die Welt ...“aus dem
nichts“(!!!) erschuf, sind alle Griechen Götter
geboren und all ihre Geburten hatten einen klar
definierten Zweck es gibt keinen einzigen Griechen
Gott, der nur so „zum Spass“ geboren wurde, ohne
Ursache sozusagen nur um die Welt der Sterblichen zu
beherschen oder auch nur in einer dauerhaften
Gelassenheit und Ewigkeit sein Privileg zu geniessen
der Klasse der Götter anzugehören. „Die Götter
erschufen nicht die Welt, Sie eroberten sie“ (G.
Murray: «Four Stages Of Greek Religion», New York,
Columbia, University Press, 1912). Tatsächlich: die
„Olympier“ eroberten den Olymp im Sturmangriff. Zeus
kämpft Kronos nieder- d.h. gemäss der etymologischen
Worteserklärung den Chronos (gr.:Zeit), der „seine
Kinder isst“, der alles veschlingt, das in ihm
geboren wird, alles durch Abnutzung
verurteilte- damit das göttliche olympische
Geschlecht befreit werden kann vom Teufelskreis der
Geburt und des Todes. Also hat vielleicht Jacob
Burckhardt absolut recht, wenn er irgendwo zum
Schluss gelangt und die väterliche griechische
Religion „eine Seite der Wesensart des griechischen
Volkes“ nennt.
Der
Grieche ersucht von seinen Göttern einfach nur, dass
sie ihn unterstützen und ihm gutgesonnen sind, aber
keine moralische Anleitung oder beindruckende
Wundervollbringungen. Er möchte, dass sie einfach
weiter existieren sollen als Gewähr der
Rerfektion der existierenden Welt, er möchte nicht
ihre einschreitende „Wundervollbringungen“,
auch sollen sie nicht wie der Gott der
Israeliten die Geschichte selbst in ein
lineares abscheulisches Theophania umwandeln. Die
Griechen Götter verstecken sich nicht hinter einem
dichten Nebel von Pseudomoral oder hinter dem Glanz
einer beeindruckenden Wundervollbringung. Sie sind
Äusserungen, Ausdrücke, Prinzipien, Abbildungen der
einheitlichen weltumfassenden Göttlichkeit, die
innerhalb der Welt lebt und diese bis zum letzten
Winkel durchdringt. Sie sind keine vom Naturgesetz
unkontrolierte ausserweltliche Wesen, angeblich
absolut und gleichzeitig „allgütig“ an Gefühlen. Das
Weltall beinhaltet in einem und absoluten ewigen
Gleichgewicht sowohl die Synthese(Zusammensetzung)
wie auch die Aposynthese (Zersetzung), sowohl das
was wir grob „Gut“ nennen wie auch das was wir
genauo grob „Böse“ nennen. Es beinhaltet so
viel Sanftheit, wie es auch Gewalt
beinhaltet, die „Freundschaft“ so wie
«Streit» (Die Harmonie aus Freundschaft und
Streit entsteht sagt sehr richtig Embedokles).
Heraklit
beschreibt sehr trefflich und vor allem griechisch
den Gott wenn er sagt „Gott ist Tag und Nacht,
Sommer und Winter, Krieg und Frieden, Hunger und
Sättigung“. Alles befindet sich ununterbrochen in
einer ständigen Veränderung mit seinem Gegenteil
(Die Göttin Aphrodite wird als die Göttin der
Reinheit und der Ehe verehrt, aber auch als Göttin
des unhaltbaren Eros und darüberhinaus in Sparta
finden wir sie abgebildet manchmal.. bewaffnet als „
Aphrodite Enoplios „ und manchmal ..angekettet als
„Aphrodite Morpho“, Gott Dionysos passt in seinen
Anrufungen als Zagreus und Iakchos im strengen Klima
des Orphismus und der eleusinischen Mysterien
entsprechend, aber ist innerhalb des ekstatischen
und rohessenden Mänadismus auch der Gott des ewigen
Lebens aber auch unumstrittener Gott des Todes,
Apollon bringt die Harmonie, die Vergebung, die
Reinigung und die Heilung, aber gleichzeitig
vertritt er einen harten Geist Eleleus und des
harten Bestrafers, uva), und dieses sichert das
weltufassende Gleichgewicht: „Krieg ist der Vater
von allem ist “. Deshalb wird die Durchsetzung
der Griechen Götter des Dodekatheon und die
Durchsetzung der olympischen Ordnung mit der damit
verbundenen Anordnung des ungeordneten (chaotischen)
Endlosen zum Kosmos (gr.= Zierde, Schmuckstück)
symbolisch durch Sturmangriff, durch Eroberung
nach unbarmherzigem Kampf (G. Murray : «The Four
Stages of Greek Religion», New York, «Columbia
University Press», 1912, und M.I.Finley : «The World
Of Odysseus», London, «Chatto & Windus»,
1956).
Der
Grieche ist kein selbstgewollter Blinder, er
unterliegt weder der Selbsttäuschung eines
angeblichen ewigen Kampfes zwischen dem „absolut
Guten“ und dem „absolut Bösen“ der angeblich zu
einem ...endgültigen Sieg des ersten führen wird
(zoroastrischer Dualismus) noch der Selbsttäuschung
einer angeblichen uralten Teilung des Kosmos
zwischen dem Alleinherrscher „guten“ Gott und dem
Elvis Seitan, oder Satan (islamischer und
judischchristlicher Dualismus), der gleichzeitig mit
Optimismusspritzen verbunden wird (d.h.Versprechen
einer endgültigen Klärung aller Rechnungen in einer
weit entfernten „Erfüllung der Zeit“), damit das
Interesse der (knieenden, unterworfenen) Verehrer
nicht nachlässt. Der griechische Polytheismus
unterscheidet sich von den erwähnten „durch
Apokalypse“(d.h historisch gegründeten)
Religionen nicht nur weil es die Existenz des
„absoluten Bösen“(wie z.B. den Satan der
Judäochristen) nicht anerkennt, das selbe tun auch
die meisten ethnischen Religionen auch wenn für die
Griechen zusätzlich jeglicher Absolutismus als Idee
völlig unakzeptabel war (das „Gute“ und das „Böse“
sind ausserdem streng menschliche Begriffe, die
nicht die geringste Anwendung oder Gültigkeit in der
kosmischen Arena haben. Die richtigere mögliche Art
der Annäherung der kosmischen Funktionen durch den
menschlichen Geist, ist unter der Form mächtiger
sich gegenseitig beeinflussender synthetischer und
zersetzender Kräfte). Der griechische Polytheismus
unterscheidet sich zusätzlich durch die Tatsache,
dass er ausser all dem als erster in der
Menschheitsgeschichte- zumindest soweit wir es
wissen- den sehr tiefen Begriff der Notwendigkeit,
die Existenz der unerbittlichen Gottheit Adrasteia
(Unentrinnbarkeit) und des Gesetzes der Eimarmene
(Schicksal) erfassen konnte.
Es
Handelt sich um das allmächtige kosmische Gesetz der
Notwendigkeit, das es für die Griechen gibt, seitdem
es das ohne Anfang und Ende ewige Alles gibt, d.h.
schon immer, dieses Gesetz regiert das Alles mit
seiner unbeugsamen Logik, sogar über der Macht der
Götter selbst, die es beherrscht. Sogar der
allmächtige Kronides Gott Zeus soll gestürzt werden,
sobald aus seinem Sperma und von einer sterblichen
Frau (Semele) der Regierer des Weltlichen
Dionysos (Dios-Nous griechisch= Zeus’ Geist) geboren
wird. Von da an wird dieser Dios-Nous der
jenige sein, der antstelle des bekannten
Revolutioners gegen den Kronos-Chronos Zeus das
Weltliche regieren wird, während sich Zeus als
„Olympier“ (glanzvoller) dann zur höchsten ethischen
Instanz des Kosmos verwandelt. Hier müssen wir
erwähnen, dass der Begriff der Notwendigkeit
nicht unvereinbar ist zum Begriff der
Freiheit. Im Gegenteil er beinhaltet sie als eine
Errungenschaft der Harmonie, Tugend und
Gerechtigkeit. „Überall im endlosen Äther und dem
verschwenderischen Licht regiert das kosmische
Gesetz, die herrschende Dike (Gerechtigkeit,
Gericht)“ erzählt uns Embedokles).
Ein
abgrungtiefer Unterschied zu den theokratischen
Religionen der Antike aber auch der Gegenwart. Da
die Olympier die Welt nicht erschufen, wissen sie
das sie kein Recht haben ihre Zusammensetzung zu
verändern, weder zum (so wie so nur nach
menschlichen Massstäben) „besseren“ , noch zum
(genauso nur nach menschlichen Massstäben)
„schlechteren“ » (M.I. Finley: «The World Of
Odysseys», London, Chatto & Windus, 1956).
Ehrend damit das , was im Endeffekt die
Substanz war woraus sie selbst herkamen(eines ist
das Geschlecht/Ursprung der Menschen und der Götter.
Aus einer Mutter stammen wir beide. Eine bestimmte
Kraft hält alles unterschiedlich Verkündet
Pindaros), aber ebenso das ideal der Würde ehrend,
definierten die Griechen als „Eusebeia“
(Frömmigkeit/Respekt) einfach die
Frömmigkeit/Respekt und Ehre „gegenüber Göttern und
Verstorbenen“. Und bald und ohne jeden Zweifel sind
sie zu einem der respektvollsten/frommsten Völker
geworden, das die menschliche Geschichte jemals
kannte.
Jedes
kultureles, gesellschaftliches und politisches
Handeln der Griechen hat eine unmittelbare Beziehung
zu den Griechen Göttern : Die Literatur, die jedoch
sehr kunstvoll vermied „heilige Schriften“
hervorzubringen, ist sehr oft religiös. Gleich auch
das Drama, das rein religiös startete und religiös
blieb trotz aller Umwandlungen durch die
Jahrhunderte. Die Philosophie die vorsokratische
„über die Natur“ wie auch die danach „über den
Menschen“ war in aller Regel religiös, genauso die
Gesetzgebung genauso die sportlichen Wettkämpfe.
Walter W.Hyde informiert uns diesbezüglich, dass
jede griechische Stadt viel mehr Heiligtümer
beherbergte als jede moderne christliche Stadt.
Allein in der Polis von Athen gab es über zwei
hundert Heiligtümer ! («Greek Religion And Its
Survivals», New York, «Cooper Square Publishers Inc,
1963).
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